Samstag, 19. Mai 2012

Klinische Studien zur Therapie von Alopecia areata

Ohne Forschung keine neuen Erkenntnisse. Diese Regel dominiert das gesamte Geschehen innerhalb der Medizin. Denn wenn keine Möglichkeit besteht, Erkrankungen auf den Grund zu gehen, so können auch keine neuen Behandlungsansätze entwickelt werden, die ihrerseits wiederum erforscht und erprobt werden müssen.

Der kreisrunde Haarausfall als anerkannte Erkrankung stellt dabei keine Ausnahme dar. Wenngleich für dieses Krankheitsbild mittlerweile viele verschiedene Therapiekonzepte zur Verfügung stehen, so ist das medizinische Bestreben weiterhin darauf ausgerichtet, die Hintergründe der Alopecia areata zu erschließen um darauf aufbauend Behandlungsstrategien zu entwickeln, die alles bisher Mögliche sowohl hinsichtlich der Effektivität wie auch der Nebenwirkungsfreiheit übertreffen.


Genau an diesem Punkt erlangen die klinischen Studien ihre Bedeutung und zwar sowohl innerhalb der Medizin im Allgemeinen wie auch speziell bei der Alopecia areata.

Was sind klinische Studien?


Klinische Studien sind ein elementares Werkzeug der Medizin, um sowohl Erkrankungen und ihre Zusammenhänge zu erfassen, als auch Behandlungswege zu finden, zu erproben und der allgemeinen Zulassung zuzuführen. Dafür braucht es jedoch ein Repertoire an Freiwilligen, die je nach Konzeption der klinischen Studie die zu erforschende Erkrankung aufweisen oder gesund sein müssen. Im Zuge der Alopecia areata werden zum Zweck der klinischen Studien überwiegend betroffene Patienten mit und ohne Vorbehandlung akquiriert.

Zur Behandlung werden verschiedene Therapieansätze herangezogen, insofern eine allgemeine Studie zur Behandlungseffektivität angestrebt ist. Geht es hingegen um ein spezielles Therapieverfahren, so wird die Studiengruppe zweigeteilt. Während einige Teilnehmer die klassische Behandlung erfahren und somit als Vergleichsgruppe dienen, kommt bei der anderen Studiengruppe das zu untersuchende Therapieverfahren zur Anwendung.

Wichtiges Element einer klinischen Studie ist der regelmäßige Kontakt zwischen Forscher und Proband. In diesem Rahmen wird der Behandlungserfolg überprüft und dokumentiert, ebenso wie etwaige Nebenwirkungen im Zentrum stehen.

Klinische Studien sind meist auf mehrere Jahre angelegt, wobei die Teilnehmer nur bei Beginn einer neuen Studienphase wechseln sollten.

Aktuelle Studien zum kreisrunden Haarausfall


Da es für den kreisrunden Haarausfall nach wie vor keine überzeugende Behandlungsstrategie gibt und darüber hinaus noch immer die möglichen Ursachen nicht unumstritten sind, ist dieses Krankheitsbild auch aktuell Gegenstand verschiedener klinischer Studien. Vor allem zahlreiche der derzeit angewandten Therapieverfahren befinden sich aktuell in der Erprobungsphase. Die entsprechenden Anwendungen sind somit noch nicht allgemein zugelassen, sondern können nur im Rahmen der Studienteilnahme in Anspruch genommen werden.

Wichtige klinische Studien im Kontext der Alopecia areata sind derzeit:

1.   Intern und extern anzuwendende Immunsuppressiva

Innerhalb dieser Studien kommen äußerlich wie auch oral anzuwendende Immunsuppressiva zum Einsatz, die bereits aus den Therapien von Neurodermitis und Schuppenflechte bekannt sind. Wirkliche Erfolge sind mit diesen Präparaten bei der Behandlung der Alopecia areata jedoch noch nicht zu verbuchen.

2.    Medikamente zur Behandlung erblich bedingten Haarausfalls

Bei dieser Therapiestrategie kommen blutdrucksenkende Mittel zum Einsatz, die sich bereits im Rahmen der Behandlung eines erblich bedingten Haarausfalls bewährt haben. Auch die Erfolge innerhalb der klinischen Studien zum kreisrunden Haarausfall können sich zum Teil sehen lassen, brachten jedoch nicht den gewünschten Durchbruch. Außerdem muss aufgrund der Blutdruck senkenden Wirkung stets ein präzises Abwägen von Kosten und Nutzen erfolgen.

3.    Die Lichttherapie gegen Alopecia areata

Die Lichttherapie bei kreisrundem Haarausfall ist sicher keine Neuheit und kommt schon seit vielen Jahren vergleichsweise erfolgreich zum Einsatz. Nun wird jedoch an einem speziellen UVB-Wellenbereich im Kontext des Excimer-Lasers geforscht.

4.    Die hoch dosierte Kortisontherapie

Auch die Kortisontherapie ist nicht neu im Rahmen der Alopecia areata Behandlung. Trotzdem ist sie nach wie vor Gegenstand verschiedener Studien zu diesem Krankheitsbild, wobei hier primär die Vermeidung und Reduzierung von Nebenwirkungen im Zentrum steht.

5.    Topische Immuntherapie mit DCP

Die bisher besten Erfolge in der Behandlung des kreisrunden Haarausfalls wurden mit der Immuntherapie auf Basis von Diphenylcyclopropenon, kurz DCP, erzielt. Gerade bei schweren Formen der Alopecia areata scheint dieser Therapieansatz am besten geeignet. Allerdings ist Diphenylcyclopropenon kein zugelassenes Medikament, so dass seine Anwendung ausschließlich im Rahmen klinischer Studien erfolgt. Diese werden aufgrund des überzeugenden Behandlungserfolgs von DCP kontinuierlich weiter betrieben.

6.    Genetische Entschlüsselung der Alopecia areata

Die wichtigste klinische Studie zur Alopecia areata setzt an einem ganz anderen Punkt an und möchte der genetischen Komponente dieser Erkrankung auf den Grund gehen. Ist der genetische Code dieses Krankheitsbilds erst einmal entschlüsselt, so erhofft man sich, eine entsprechende Gentherapie entwickeln zu können. Diese Studie befindet sich aktuell in der Akquirierungsphase, weshalb nach wie vor Menschen, in deren Familie der kreisrunde Haarausfall gehäuft auftritt, eingeladen sind, sich zur Studienteilnahme anzumelden. Es wird eine Blutprobe des Betroffenen sowie seiner Eltern und Geschwister entnommen und untersucht. Therapiemöglichkeiten kommen entsprechend noch nicht zum Einsatz, können jedoch Gegenstand einer Folgestudie werden. Die Bedeutung dieser klinischen Studie ist so hoch, dass sie über Deutschlands Landesgrenzen hinaus durchgeführt und als europaweite Forschung betrieben wird.

Teilnahme an einer klinischen Studie


Wer von einer Alopecia areata betroffen ist und sich für die Teilnahme an einer klinischen Studie interessiert, der muss natürlich wissen, welche Maßnahmen er hierfür zu ergreifen hat. In der Regel muss man nämlich selbst aktiv werden, um einen Platz innerhalb der begehrten Studien zu erhalten und in den Genuss der neuesten Behandlungsmethoden zu kommen.

Wichtige Ansprechpartner diesbezüglich sind

  • Universitätskliniken mit einer ausgefeilten Forschungsabteilung,
  • Hautkliniken,
  • niedergelassene Hautärzte mit engen Kontakten zu Universitätskliniken sowie
  • Verbände und Selbsthilfegruppen zum Thema kreisrunder Haarausfall.

Es ist also ratsam, den behandelnden Arzt direkt auf die Option einer Studienteilnahme anzusprechen. Dieser kann entweder an die entsprechende Stelle verweisen oder aber unter Aufsicht der Studienleitung selbst im Rahmen der Vorgaben die Studientherapie durchführen. Wichtig ist allerdings, dass am Anfang eine umfangreiche Untersuchung steht, die über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Studienteilnahme entscheidet.

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